Bildungshauptstadt Hamburg

Bildung ist eine Ressource von unschätzbarem Wert für jedes Individuum, ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben und ist die wichtigste Voraussetzung für sozialen Aufstieg. Sie beginnt und endet nicht an Schulen, Universitäten oder der beruflichen Ausbildung. Vielmehr bedeutet Bildung lebenslanges Lernen, bei dem auch Unternehmen, soziale Initiativen oder Jugendverbände mit eingebunden werden müssen. Wir glauben, dass alle Menschen verschieden sind und fordern eine Bildungspolitik, die diesen Unterschieden gerecht wird. Statt falscher Gleichheit wollen wir Chancengerechtigkeit und individuelle Förderung. Hamburg soll als Metropole mit innovativen und mutigen Konzepten sowie einem breiten Angebot zum Vorbild für ganz Deutschland werden. Unser Ziel: jedem Menschen in unserer Stadt die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen – individuell und bedürfnisorientiert, von der Wiege bis zur Bahre.

Kitas, die unsere Sterne von morgen zum Leuchten bringen:

Kindertageseinrichtung (Kitas) sind für uns Bildungseinrichtungen, in denen Kinder nicht verwahrt, sondern aktiv gefördert werden. In Kitas werden die Grundlagen des Bildungsprozesses geschaffen und die Kinder auf einen Weg geschickt, der sie in der Schule zu mündigen und selbständig denkenden Menschen macht. Hier besteht die Möglichkeit, Entwicklungsrückstände oder Lernschwächen zu erkennen und diese Kinder noch vor der Einschulung gezielt zu fördern. So können ggf. bestehende Defizite ausgeglichen und der Grundstein für Schulen gelegt werden, in denen alle Kinder die Chance haben, zu lernen. Um dies zu erreichen brauchen wir nicht nur mehr Personal in den Kitas, sondern Fachkräfte, die Probleme erkennen und Potentiale entfalten.

In einer multikulturellen Stadt wie Hamburg gibt es viele Muttersprachen und ganz unterschiedliche Sprachvermögen. Besonders problematisch und inakzeptabel bei der Einschulung sind Sprachdefizite im Deutschen. Wenn diese Sprachprobleme erst in der Schule erkannt werden, ist es bereits zu spät. Wir stehen daher zum verpflichtenden Vorschuljahr und fordern Sprachtests für alle Kinder. So kann die Einschulung zum Startschuss für die Erfolgsgeschichte eines jeden Kindes unserer Stadt werden. Unabhängig vom Elternhaus.

Kitas sollen auch Chancen für die Eltern schaffen. Ein Abendstudium neben dem Beruf oder ein Arbeitsplatz mit flexiblen Zeiten sind für Eltern ausgeschlossen, wenn die Kitas nicht flexibel sind. Wir wollen daher Kitas fördern, die 24 Stunden geöffnet haben. So können Kitas auch den Eltern helfen ihre Ziele zu verwirklichen.

Schulpolitik, die Chancen für alle öffnet:

Jede*r Schüler*in ist unterschiedlich und hat individuelle Bedürfnisse. Wir fordern eine Schulpolitik, die diesen Anforderungen entspricht und Angebote macht. Statt eines starren Systems wollen wir Schüler*innen mehr Wahlfreiheit geben, sodass alle ihren individuellen Kursplan erstellen und selbst entscheiden können, welche Fächer sie in welcher Schwierigkeitsstufe belegen wollen. Dafür muss das System der festen Schulzugehörigkeit aufgebrochen werden. Alle Schüler*innen sollen ab der Mittelstufe Kurse an allen Hamburger Schulen wählen können. So ist sichergestellt, dass für alle Kurse verschiedenen Schwierigkeitsstufen angeboten werden können. Während bisher insbesondere nach der Schulzugehörigkeit differenziert wird, kann das Schulsystem so nicht nur den individuellen Stärken und Schwächen aller Schüler*innen gerecht werden, sondern auch deren eigenen Interessen besser berücksichtigen. Zudem soll für besonders leistungsstarke Schüler*innen die Chance bestehen statt Schulkursen in Kooperation mit den Universitäten im entsprechenden Fach auch dort Kurse belegen und sich diese anrechnen lassen zu können.

Schüler*innen haben in Hamburg die Möglichkeit, besondere Lernleistungen einzubringen. Um hier für Gerechtigkeit und Transparenz zu sorgen, fordern wir einheitliche Anforderungen und eine klare Definition, die für alle Schulen gelten.

Kurz- und mittelfristig muss der Fokus auf der Qualität des Unterrichts liegen. Gute Lehrer*innen machen guten Unterricht. Nach dieser Devise wollen wir die Lehrenden insbesondere im digitalen Bereich besser aus- und fortbilden. Die Zeiten, in denen sich Lehrer*innen von Schüler*innen erklären lassen, wie Computer und Software korrekt verwendet werden, müssen der Vergangenheit angehören.

Um die Ausbildung der Lehrkräfte zu verbessern, wollen wir eine Umstrukturierung des Lehramtsstudiums zum dualen Studium. Neben der Theorie muss endlich auch ein Schwerpunkt auf die Praxis und das Unterrichten selber gelegt werden. Mit der Einführung eines Master of Education wollen wir zudem ein Angebot für Quereinsteiger*innen schaffen und so für mehr qualifizierte Lehrkräfte in unserer Stadt sorgen.

Eine weitere Grundvoraussetzung für guten Unterricht sind intakte, saubere und gut ausgestattete Schulgebäude und Klassenzimmer. Das müssen wir schnellstmöglich herstellen. Auch der digitale Lernraum muss ausgestaltet werden. Wir brauchen ein hamburgweites Konzept zur Nutzung der digitalen Möglichkeiten, statt dies den einzelnen Schulen und Lehrenden zu überlassen. Die Schulbehörde muss prüfen, was vor Ort funktioniert, welche Anforderungen Lernende und Lehrende haben und dann Online-Plattformen wie die Schul-Cloud und Schulapps hamburgweit ausrollen.

Eine Bereicherung für die Schullandschaft sind auch Schulen in freier Trägerschaft, die ein eigenes pädagogisches oder weltanschauliches Konzept verfolgen. Dabei muss aber eine soziale Durchmischung sichergestellt sein.

Universitäten, die Wissen erblühen lassen:

Bildung, Lehre und Forschung sollten drei Schwerpunkt sein, die Hochschulen und Universitäten setzen. Doch statt echter Bildung verkommt das Studium in Hamburg immer mehr zur reinen Ausbildung. Weder mit stupidem Auswendiglernen noch mit erzwungener Anwesenheit kann neues Wissen entstehen. Vielmehr sollten Universitäten Tempel des Wissens werden, die Menschen von Themen begeistern und anregen sich eigene Gedanken zu Themen zu machen. Wir wollen Studierenden die Freiheit über ihr Studium zurückgeben und fordern mehr Flexibilität bei der Kurswahl auch über Grenzen von Fakultäten und Hochschulen hinweg. Zudem müssen Professor*innen und Tutor*innen pädagogisch geschult werden, um Studierende zu fördern und die Lehre zu verbessern. Hierzu werden auch mehr Angestellte in der Lehre benötigt, um den Betreuungsschlüssel zu verbessern.

Wir wollen echte akademische Freiheit und mehr Eigenverantwortung, weshalb auf jegliche Anwesenheitspflicht formeller oder informeller Art zu verzichten ist. Auf Anwesenheit darf nur in besonders geregelten und fachlich notwendigen Fällen bestanden werden.

Außerdem müssen die Studienplätze bedarfsgerechter zur Verfügung gestellt werden. Wenn etwa ein*e Bachelorabsolvent*in eines Lehramtsstudiums keinen Masterplatz findet, war auf Grund der fehlenden Berufszulassung nicht nur der Aufwand für den Bachelor umsonst, es fehlt einige Jahre später eine weitere Person, die dem Lehrkräftemangel hätte entgegenwirken können.

Besonders wichtig ist uns, dass das Studieren für niemanden eine Geldfrage ist und auch die eigenen Eltern diesem nicht im Weg stehen können. Deshalb fordern wir nicht nur ein einkommensunabhängiges BAföG, sondern auch den Bau von mehr Studierendenwohnheimen. Gerade in Metropolen ist das Finden einer bezahlbaren Wohnung zur größten Hürde des Studiums geworden. Dies betrifft besonders Menschen aus dem Ausland, die in Hamburg studieren wollen. Wir wollen Hamburg zur Europäischen Bildungshauptstadt machen und Student*innen und Professor*innen aus der ganzen Welt nach Hamburg locken. Dafür müssen wir nicht nur die Anerkennung ausländischer Abschlüsse erleichtern, sondern auch mehr Kurse auf Englisch anbieten. Gerade in der Wissenschaft kann Hamburg um die besten Köpfe nur dann konkurrieren, wenn diese nicht jahrelang Deutsch lernen müssen, bevor sie die Chance haben, hier zu studieren.

Zu einer Bildungshauptstadt gehören für uns auch die Ansiedlung von Forschungsinstituten und kooperativen Forschungseinrichtungen. In eine vielfältige Bildungshauptstadt gehören für uns auch Hochschulen in privater Trägerschaft, die staatliche Abschlussbezeichnungen vergeben.

Bildungsangebote, die alle erreichen:

Im digitalen Zeitalter ändern sich die Anforderungen an die Menschen und Stadt permanent. Gestern Gelerntes kann bereits morgen wieder veraltet sein. Bildung muss deshalb für alle in jeder Lebenslage verfügbar sein und sich nur auf Schulen oder Universitäten beschränken. Wir wollen Bildungsangebote, die für alle verfügbar und einfach abrufbar sind. Dazu müssen wir die digitalen Möglichkeiten besser nutzen. Mit sog. „Massive Open Online Courses“ (MOOCs) mit Betreuung durch die örtlichen Hochschulen wollen wir flexible Bildungsangebote schaffen, die die Menschen frei an ihre Lebenssituation anpassen können. Durch ein Zertifizierungssystem, z.B. ECTS, wollen wir für eine Anerkennung der durch MOOCs erworbenen Fähigkeiten sorgen.

Die duale Ausbildung als Verbindung von Theorie und Praxis hat sich für viele Berufe bewährt und ist für uns auch weiterhin ein Modell mit Zukunft. Trotzdem bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt.  Deshalb wollen wir in Kooperation mit den Vertretungen von Handwerk und Wirtschaft bessere Bedingungen schaffen, um mehr junge Menschen für diesen Weg zu begeistern: So muss etwa die digitale Bildung stärker in den Fokus rücken, wir brauchen mehr Informatikunterricht auch an den Berufsschulen. Außerdem müssen wir die Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse erleichtern und Angebote schaffen, die die Berufsausbildung mit Sprachkursen zu verbinden.

Nach dem ersten Berufs- oder berufsqualifizierendem Abschluss darf im Land der Dichter, Denker und Gründer die Weiterbildung nicht enden. Wir möchten die berufsbegleitenden Weiterbildungen und Aufstiegsfortbildungen, z.B. zum Handwerksmeister oder Fachwirt, genauso fördern wie eine akademische Ausbildung.

Das staatliche Bildungsangebot umfasst aber nicht nur Kitas, Schulen oder Hochschulen, sondern auch die vielen Museen in unserer Stadt. Die Eintrittspreise sind dabei gerade für junge Menschen und Familien eine Hürde. Wir fordern daher freien Eintritt in staatliche Museen. Auch private Museen und Bibliotheken bereichern die die Hamburger Bildungslandschaft. Ihre Bildungsarbeit ist genauso unterstützenswert wie die Angebote der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen und der Hamburger Volkshochschulen.