Handlungsfähigkeit der Luftwaffe sichern – Zeitgemäßer Ersatz des Tornado

Seit Jahren wird über die Nachfolge der Panavia Tornado debattiert und seit Jahren kann man sich nicht entscheiden, welches oder ob überhaupt ein neues Flugzeug beschafft wird. Der Panavia Tornado ist bisher untrennbar verknüpft mit dem deutschen Anteil an der Nuklearen Teilhabe der NATO. In der Diskussion um die Beschaffung eines Nachfolgemusters wurde auch immer wieder die Sinnhaftigkeit der Nuklearen Teilhabe infrage gestellt. Mit dem Angriffskrieg der Russischen Föderation auf die Ukraine hat sich die Sicherheitslage in Europa und der Welt grundlegend geändert und die Frage, ob man die Nukleare Teilhabe und eine moderne Luftwaffe braucht, sich erübrigt. Deutschland braucht Sie mehr denn je! Die Luftwaffe ist ein effizientes Werkzeug, das die Bundesrepublik als Abschreckung gegen potenzielle Bedrohungen in Osteuropa besitzt. Im Verlauf der letzten Zeit scheint man sich im Bundesverteidigungsministerium auf F-35A Lightning II und eine ECR-Variante (Electronic Combat and Reconnaissance) des Eurofighter festzulegen. Letzteres Muster existiert noch nicht und eine Neuentwicklung für derart wenige Flugzeuge ist nicht sinnvoll. Gerade angesichts der weitrechenden Luftverteidigungssysteme aus russischer Produktion mit Anti-Access/Area Denial Potenzial sind eine hohe Anzahl an ECR- und SEAD-fähigen (Suppression of Enemy Air Defense) Flugzeugen durchaus relevant.

Daher fordern die Jungen Liberalen

    • Unverzügliche Beschaffung eines Tornado-Ersatzes für die Nukleare Teilhabe

Unverzüglich soll die Bundeswehr ein marktverfügbares System, welches für den Einsatz von Nuklearwaffen im Rahmen der Nuklearen Teilhabe geeignet ist und durch NATO-Verbündete bereits verwendet wird, beschaffen. Dieses soll den Tornado IDS ablösen und Deutschlands Bündnisfähigkeit für die Zukunft gewährleisten. Dabei soll das Fähigkeitsspektrum nicht nur gehalten, sondern vielmehr erweitert werden. Ein erstes Los von mindestens 35 Lockheed Martin F-35A Lightning II muss sofort beschafft werden, um Fähigkeitslücken durch Lieferzeiten und weitere äußerst kostspielige Lebensdauerverlängerungen am System Tornado zu vermeiden. Mindestens 25 weitere F-35A müssen als Option in den nächsten 5 Jahren abrufbar sein. Auch Optionen auf weitere Varianten (B/C und Zukünftige) des beschafften Musters, sowie spätere Nachbestellungen, müssen berücksichtigt werden. Um die 89 Panavia Tornado zu ersetzen, muss auch eine Nachbestellung von Tranche 4 Eurofighter in Erwägung gezogen werden und/oder die Fähigkeiten durch bewaffnete Drohnen ersetzt werden.

    • Zeitnahe Beschaffungen eines ECR-Tornado-Ersatzes

Mit dem Ende der Lebensdauer des Tornados muss ebenfalls die Fähigkeit zur elektronischen Kampführung erhalten bleiben. Die Luftwaffe stellt als einer der wenigen Partner diese Fähigkeit innerhalb der NATO. Hierfür ist ebenfalls eine neue, möglichst marktverfügbare Plattform zeitnah zu beschaffen. Auch in diesem Fall gilt als Maßstab mindestens der Erhalt der bestehenden Fähigkeiten, im Optimalfall der Ausbau dieser. Einen ECR Eurofighter, wie momentan vom Bundesverteidigungsministerium gewünscht, sehen die Freien Demokraten kritisch, da diese Plattform noch gänzlich neu entwickelt werden muss und dies für die bisher kommunizierten 15 Flugzeuge zu unverhältnismäßigen Stückkosten führen wird. Gegenüber der Bedrohungslage durch wietreichende Luftverteidigungsysteme und im Vergleich mit dem aktuellen Systembestand des Tornado ECR halten wir eine Beschaffung von 15 Flugzeugen darüber hinaus für zu gering. Wenn an der angestrebten Beschaffung von Eurofightern für die Rolle der elektronischen Kampfführung festgehalten wird, sollte dies in Verbindung mit weiteren Bestellungen, auch von Partnernationen, geschehen. In jedem Fall wäre es für die Fähigkeiten der Bundeswehr fatal in Zukunft nur 15 Flugzeuge für die elektronische Kampfführung zu besitzen. Es sollten daher mehr Flugzeuge mit dieser Fähigkeit beschafft werden.

 

    • Langfristiger Modernisierungspfad für das System Eurofighter

Das Waffensystem Eurofighter bildet das Rückgrat der Luftwaffe. Dies wird auch in absehbarer Zukunft so bleiben. Dazu muss schon jetzt die langfristige Nach- und Aufrüstung des Systems vorbereitet werden. Die vorhandenen Eurofighter älterer Tranchen müssen konsequent nachgerüstet oder durch neue Flugzeuge ersetzt werden. Nicht nur die Integration in moderne Systeme, wie das FCAS (Future Combat Air System), sondern auch allgemeine Nachrüstungen, wie sie z.B. das Vereinigte Königreich plant, sind notwendig und müssen frühzeitig bedacht werden, um den Eurofighter als die modernste Mehrzweckplattform zu erhalten. Insbesondere im Falle einer Beschaffung von Eurofighter ECR fordern wir, zur Unterstützung einer schnellen Entwicklung und Implementierung der Fähigkeiten die Einrichtung des Nationalen Test- & Evaluierungscenter Eurofighter gegenüber dem geplanten Zeitpunkt vorzuziehen. Der Eurofighter ECR sollte hier auch als Plattform für die Erprobung von Systemerweiterungen, wie manned/unmanned teaming, und der Entwicklung entsprechender Einsatzverfahren im Rahmen des FCAS-Programms genutzt werden, die später in das System implementiert werden sollten, um diese Fähigkeit bereits vor dem Zulauf des Next Generation Fighter ab 2040 zu erlangen. Hierbei ist es wichtig das Nationale Test- & Evaluierungscenter Eurofighter langfristig einzusetzen und auszubauen und auch für künftige Plattformen zu nutzen.